HTML, CSS und Webentwicklungsmethoden: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft (Teaching the Web, Potsdam)
Vortrag vom 15. Oktober 2009, exklusiv fĂĽr die Teaching the Web, Potsdam.
Dieser und viele andere Beiträge sind auch als hübsches, wohlerzogenes E-Book erhältlich: On Web Development.
Inhalt
- Das Ideal
- Die Vergangenheit (1990–1999)
- Die Gegenwart (2000–2009)
- Die Zukunft (2010–2019)
- Prioritäten für Webentwickler
- Entwicklungsmethoden im Vergleich
Das Ideal

Abbildung: Strahlende, wartbare Webentwicklungswelt. Struktur, Darstellung und Verhalten alle getrennt, von ein wenig Ăśberlappung abgesehen, die auf Integration (zum Beispiel Stylesheet-Referenzen in HTML-Dokumenten) und Schnittstellen (zum Beispiel Skripte, die auf angemessene Art Dokumente manipulieren) zurĂĽckzufĂĽhren ist.
Die Vergangenheit (1990–1999)
Standards
- 1990: HTML 1.0 (Tim Berners-Lee)
- 1994: CHSS (HĂĄkon Wium Lie)
- 1995: SSP (Bert Bos)
- 1995: HTML 2.0 (Tim Berners-Lee, Dan Connolly)
- 1995: HTML 3.0 (Dave Raggett)
- 1996: CSS 1 (Bert Bos, HĂĄkon Wium Lie)
- 1997: HTML 3.2 (Dave Raggett)
- 1997: ECMA-262, 1. Ausgabe (Guy L. Steele, Jr.)
- 1998: CSS 2 (Bert Bos, Ian Jacobs, Chris Lilley, HĂĄkon Wium Lie)
- 1998: ECMA-262, 2. Ausgabe (Mike Cowlishaw)
- 1999: WCAG 1.0 (Wendy Chisholm, Ian Jacobs, Gregg Vanderheiden)
- 1999: ECMA-262, 3. Ausgabe (Mike Cowlishaw)
- 1999: HTML 4.01 (Ian Jacobs, Arnaud Le Hors, Dave Raggett)
Entwicklungsmethoden

Abbildung: Ganze Lastwagen voll mit präsentationsbezogenem Markup, die sich um das kümmern, was eigentlich Aufgabe von Stylesheets ist; Skripte, die Dokumentinhalte, aber auch Augen manipulieren, und dadurch sowohl Struktur als auch Darstellung(-saufgabengebiete) überlagern.
Probleme
-
Technologische Einschränkungen
- Mangel an Features, die schon bald wichtig wurden
-
Support-Einschränkungen
- Implementierungen, die unvollständig, inkonsistent oder nicht interoperabel (da proprietär) waren
-
Geringe Code-Qualität
- Unzugänglicher Code
- Unwartbarer Code
- Nicht validierender Code
-
Schlechte Benutzererfahrung
- Kaum Bewusstsein und wenige Konventionen im Hinblick auf Usability
- Schlechte Performance aufgrund aufgeblähter Sites und langsamer Verbindungen
Die Gegenwart (2000–2009)
Standards
- 2000: XHTML 1.0 (Jonny Axelsson, Tantek Çelik, Steven Pemberton et al.)
- 2001: XHTML 1.1 (Murray Altheim, Shane McCarron)
- 2006: XHTML 2.0 (Jonny Axelsson, Masayasu Ishikawa, Steven Pemberton et al.)
- 2008: WCAG 2.0 (Ben Caldwell, Michael Cooper, Loretta Guarino Reid et al.)
Entwicklungsmethoden

Abbildung: Verhalten zieht herüber, um in aufdringlicher Manier mehr Dokumente zu manipulieren (auch als AJAX bekannt; Späßchen beabsichtigt); Struktur überlappt weniger Darstellung, da Autoren gelernt haben, weniger präsentationsbezogenes Markup einzusetzen.
Probleme
-
Technologische Einschränkungen
- Mangel an Features hinsichtlich Webapplikationen
-
Support-Einschränkungen
- Implementierungen in erster Linie unvollständig (siehe beispielsweise die von XHTML oder CSS 2)
-
Geringe Code-Qualität
- Nicht wirklich zugänglicher Code
- Unwartbarer Code
- Nicht validierender Code
-
Suboptimale Benutzererfahrung
- Nicht genug Bewusstsein fĂĽr und Verpflichtung auf Usability
- Schlechte Performance aufgrund aufgeblähter Sites
Die Zukunft (2010–2019)
Standards
- 2010? CSS 2.1 (Bert Bos, Tantek Çelik, Ian Hickson, Håkon Wium Lie)
- 2010? ARIA 1.0 (Michael Cooper, James Craig, Lisa Seeman et al.)
- 2010? ECMA-262, 5. Ausgabe (Allen Wirfs-Brock)
- 201…? CSS 3 in seiner Gesamtheit (Daniel Glazman, Ian Hickson, Håkon Wium Lie et al.)
- 201…? HTML 5 (Ian Hickson)
Entwicklungsmethoden

Abbildung: Verhalten zieht sich ein bisschen zurĂĽck, kĂĽmmert sich etwas mehr um die eigenen Angelegenheiten; Autoren lernen, noch mehr Struktur, Darstellung und Verhalten zu trennen, ohne es jedoch ganz ans Ziel zu schaffen.
Probleme
- Technologische Einschränkungen
-
Support-Einschränkungen
- Implementierungen in erster Linie unvollständig (HTML 5, CSS 3)
-
Geringe Code-Qualität
- Nicht wirklich zugänglicher Code
- Nicht wirklich wartbarer Code
- Nicht validierender Code
-
Suboptimale Benutzererfahrung
- Nicht genug Bewusstsein fĂĽr und Verpflichtung auf Usability
- Schlechte Performance aufgrund aufgeblähter Applikationen
Prioritäten für Webentwickler
- Verpflichtung auf Standards (und Standardisierung)
-
Betonung »nicht-flüchtiger« »Best Practices«
- Angemessener Technologiegebrauch (Stichwörter Semantik, Validierung)
- Barrierefreiheit
- Performance
- Wartbarkeit (»Separation of Concerns«)
- Augenmerk auf Ausbildung (Lernen und Unterrichten)
Entwicklungsmethoden im Vergleich

Abbildung: Überall nur Kreise; Autoren setzen im Laufe der Zeit weniger präsentationsbezogenes Markup ein und manipulieren Dokumente und darstellungsbezogene Aspekte in weniger wilder Manier.
Vielen Dank an Asim Janjua fĂĽr seine Arbeit an den Vortragsgraphiken.
Ăśber mich

Ich bin Jens Oliver Meiert, und ich bin ein Engineering Manager und Autor. Ich habe als technischer Leiter für Google gearbeitet, bin dem W3C und der WHATWG verbunden und schreibe und begutachte Bücher für O’Reilly. Ansonsten experimentiere ich gerne, mitunter auch in den Bereichen Philosophie, Kunst und Abenteuer. Hier auf meiert.com teile ich einige meiner Ansichten und Erfahrungen.
Wenn du Fragen oder Anregungen zu dem hast, was ich schreibe, sende mir gerne eine Nachricht.
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Schwerpunkt: Webentwicklung.

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