Warum Menschen online nicht lesen – und was man dagegen tun kann (ACM)
Übersetzung eines Artikels der ACM vom 23. Juni 2006 (↻ 30. Juli 2007). Schwerpunkt: Usability (RSS-Feed für alle Themen).
Wir meinen das ernst. Die Leute lesen online nicht. Solange Sie sie nicht dazu bringen.
Hier bei Interactive Media Associates ertappen wir uns dabei, diese Tatsache während frühzeitiger Planungs- und Designsitzungen mit unseren Kunden mehrmals zu wiederholen. Die Situation hat sich seit Beginn des Online-Mediums nicht groß verändert, als anfängliche Forschung andeutete, dass es für Menschen unbequem ist, online zu lesen. Die Tatsache, dass man sich mit dem Bildschirm nicht »einkuscheln« kann, hat etwas damit zu tun. Das Flackern des Monitors (seit der Anfangszeit verbessert, aber immer noch strapazierend für die Augen) ist ebenfalls ein Faktor. (Usability-Guru Jakob Nielsen hat kürzlich einen seiner Artikel, der sich darum dreht, warum Menschen am Bildschirm eher scannen als lesen, aktualisiert, indem er berichtete, dass Microsofts ClearType-Technologie die Lesbarkeit am Bildschirm um 5% verbessert, was, so Nielsen, immer noch nicht so gut ist wie das Lesen von Papier.)
Hier sind einige andere GrĂĽnde, warum Menschen online nicht lesen:
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Das Lesen am Computerbildschirm ist langsame und mühevolle Arbeit – und kostet Menschen etwa 25% mehr Zeit als das Lesen von Papier. Während dies Technologien wie die von Nielsen oben erwähnte in kommenden Jahren beheben mögen, sind wir technologisch gesehen noch nicht so weit.
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Menschen möchten mit Webseiten interagieren, welche sie zumindest unterschwellig immer noch eher als Anwendungen denn als Publikationen behandeln. Das bedeutet, dass sie auf Links klicken und Werkzeuge verwenden wollen, die in der Seite eingebunden sind. Das kann sie von dem wegziehen, was sie lesen, und (wie in einem jüngeren Artikel im New York Times Magazine, Meet the Life Hackers (16. Oktober 2005), bemerkt) bei manchen Zeit kosten, bis sie zur Originalseite zurückkehren – wenn sie das jemals tun.
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Es gibt so viele andere Seiten dort draußen im »Cyberspace«, dass Benutzer permanent von dem Gefühl bedrängt werden, dass sie ihre Zeit verschwenden, wenn sie zuviel Zeit auf irgendeiner verbringen. Suchmaschinen, die tausende Auswahlmöglichkeiten für dasselbe Thema liefern, tragen zu diesem Gefühl bei, und die Leute finden sich auf mehreren Seiten wieder, um herauszufinden, welche sich für ihre Zielsetzung am besten eignet.
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Die Leute haben einfach nicht genug Zeit. Sowohl der oben zitierte Artikel aus der New York Times als auch Nielsens Werk vom Oktober 1997, Why Web Users Scan Instead of Read, deuten darauf hin, dass das moderne Leben von Unterbrechungen gefĂĽllt ist und wir alle von einer konstanten Flut von Informationen aus einer Vielzahl von Quellen belagert werden. In einer Zeit, in der alles um unsere Aufmerksamkeit buhlt, erregt nichts diese fĂĽr allzu lange.
Das Anerkennen, dass Menschen online nicht lesen, ist eine Sache; wissen, was dagegen getan werden kann, eine andere. Hier sind ein paar Richtlinien, die helfen:
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Schreiben Sie prägnant und auf den Punkt. Shakespeare war es, der schrieb, »in der Kürze liegt die Würze« (Hamlet, II, iii). Würde Shakespeare heute noch leben, wäre er vielleicht ein technischer Redakteur oder ein Spieleentwickler, kein Dichter oder Dramatiker. (Im 21. Jahrhundert macht sich das Schreiben von Gedichten und Bühnenstücken einfach nicht bezahlt.)
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Es gilt als erwiesen, dass unsortierte (mit »Bullet Points«) und sortierte Listen zwei Dinge sind, die von Menschen am Bildschirm betrachtet werden. Nun, dass Sie das wissen – verwenden Sie sie. Dieses Vorgehen wird als »Content Chunking« bezeichnet (Anmerkung des Übersetzers: »Stückeln von Inhalten«) und ist, wie Sie in vielen unserer eigenen Werke sehen, ein effektiver Weg, das Auge zu führen.
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Unterüberschriften und kurze Absätze sind weitere Methoden, eine Seite in Stücke zu zerlegen.
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Menschen mögen es, mit Webseiten zu interagieren. Geben Sie Ihnen die Möglichkeit, dies zu tun, durch in Beziehung stehende Links, Leckerbissen, auf die sie klicken können, um mehr zu erfahren – wenn sie dies wollen. Beachten Sie, dass wir diese Seite mit solchen Links bestückt haben, die selbstverständlich in einem neuen Browser-Fenster öffnen (Anmerkung des Übersetzers: davon rate ich ab; verzichten Sie auf neue Fenster – siehe auch Nielsens Top-2-Fehler von 1999 –, sofern diese nicht PDF und ähnliche Formate betreffen). Kamen Sie in Versuchung, auf einen von ihnen zu klicken?
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Gebrauchen Sie eine Technik der Zeitungsredakteure, die umgekehrte Pyramide, die den Kernpunkt des Artikels am Anfang der Seite vorsieht. Auf diese Art werden die Leute die wichtigste Information trotzdem wahrnehmen, auch wenn sie sich weiterbewegen, bevor sie zur »Falz« im Bildschirm gelangen.
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Wissen Sie, wann Schluss ist. Wie jetzt.
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