Barrierefreiheit im Internet (Münchner Usability-Tag, München)
Vortrag vom 16. Juli 2005 (↻ 16. Juni 2006), exklusiv für den Münchner Usability-Tag, München. Schwerpunkt: Barrierefreiheit (RSS-Feed für alle Themen).
Dieser Vortrag wurde im Rahmen des 2. Münchner Usability-Tages gehalten. Brigitte Bornemann-Jeske (BIT Informationsdesign) referrierte im ersten Teil des Vortrags über grundsätzliche Aspekte der Barrierefreiheit, wie Betroffene und rechtliche Grundlagen, der zweite und hier vorgestellte Teil beschäftigt sich mit einigen technischen Facetten der Barrierefreiheit.
Inhalt
Technologieeinschränkungen
Internetanbindung
- Langsame Ladezeit frustriert und verursacht AbbrĂĽche.
- Benutzer benutzen Text-Browser (Lynx, Links) oder deaktivieren Bilder →
alt
-Texte sind kritisch. - Modem immer noch populär: 41,18% in den USA (bis 56 kbit/s) (Quelle: Nielsen//Netratings, Juni 2005).
Bildschirmauflösung
- Horizontale Scrollbalken sind fĂĽr viele Nutzer problematisch.
- 27% aller Nutzer verwenden eine Auflösung von 800×600 Pixeln (Quelle: TheCounter.com, Juni 2005).
- Maximale Auflösung von 575 Pixeln (horizontal) bei WebTV.
- Große Auflösungen stellen ebenso eine Herausforderung dar (Platzausnutzung vs. Lesbarkeit).
Mobile Endgeräte (Handys, PDAs)
- Geringe Auflösung → Optimierung über zum Beispiel gerätespezifische Stylesheets (
handheld
-Medientyp). - Schlechte UnterstĂĽtzung von Technologien wie Flash und JavaScript, aber auch CSS.
- Steigende PDA-Verbreitung: 2005 38 Millionen, 2008 58 Millionen Verkäufe (Quelle: eTForecats, Juni 2003).
JavaScript
- Mangelnde UnterstĂĽtzung durch assistive Technologien, Text-Browser, Handys und PDAs.
- Oftmals ungenĂĽgende Bereitstellung von Alternativen (
noscript
-Element). - 3% aller Nutzer haben JavaScript deaktiviert (Quelle: TheCounter.com, Juni 2005).
Flash
- Schlechte Kontrolle über zum Beispiel Schriftgröße, Kontrast, Farben (trotz Verbesserung seit Flash MX 2004).
- Assistive Technologien unterstĂĽtzen Flash gar nicht oder unzureichend.
- Usability: Bekannte Probleme (wie Hinwegsetzung über Konventionen) mindern Zugänglichkeit.
- 2% aller Nutzer haben kein Flash installiert (Quelle: Macromedia, März 2005).
SofortmaĂźnahmen
Validität
- Markup und CSS validieren.
-
Vorteile:
- Standardkonformität erlaubt Interoperabilität,
- Minimierung des Risikos von Fehlinterpretationen (zum Beispiel Darstellungsfehler).
Semantik
-
Elemente gemäß Bedeutung verwenden:
h1
,h2
&c. fĂĽr Ăśberschriften,p
für Absätze,div
undspan
sind »bedeutungslos«.
-
Vorteile:
- Wirkliche Dokumentstruktur,
- Semantik = geringere Ladezeit (vgl. TabellenwĂĽsten),
- Ăśberschriften und Links sind von assistiven Technologien extrahierbar (Hilfsmittel),
- SEO durch Dokumentstruktur.
Alternativen
- Bilder:
alt
-Texte, - JavaScript:
noscript
-Element, - Flash: HTML-Version,
- Audio und Video: Transkripte (Abschriften).
alt
-Texte
- Bilder mit
alt
-Texten versehen, - dekorative Bilder mittels CSS einbinden.
-
Vorteile:
- Nur ĂĽber
alt
-Text sind durch Bilder vermittelte Informationen zugänglich, - SEO durch zusätzliche Informationen.
- Nur ĂĽber
Sprungmarken
- Interne Anker für schnellen Zugriff definieren (à la »Navigation überspringen«).
-
UnterstĂĽtzt:
- Blinde,
- Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen,
- Tastaturnutzer.
Referenzen
Spezifikationen
- Web Content Accessibility Guidelines 1.0 und 2.0 (W3C-Standards);
- Section 508 (US-Jurisdiktion);
- Disability Discrimination Act (britische Jurisdiktion);
- Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) mit BITV (deutsche Jurisdiktion).
Werkzeuge
- Markup-Validierung (W3C);
- CSS-Validierung (W3C);
- Barrierefreiheitsprüfung (WCAG, Section 508, BITV) (ATRC);
- Barrierefreiheits- und Qualitätsanalyse (Truwex);
- Farbkontrastanalyse;
- Farbenblindheit-Emulator;
- weitere Hilfsmittel.
Ăśber mich
Ich bin Jens (lang: Jens Oliver Meiert), und ich bin ein Frontend-Engineering-Leiter und technischer Autor/Verleger. Ich habe als technischer Leiter für Firmen wie Google und als Engineering Manager für Firmen wie Miro gearbeitet, bin Mitwirkender an verschiedenen Webstandards und schreibe und prüfe Fachbücher für O’Reilly und Frontend Dogma.
Ich experimentiere gerne, nicht nur in der Webentwicklung (und im Engineering Management), sondern auch in anderen Bereichen wie der Philosophie. Hier auf meiert.com teile ich einige meiner Erfahrungen und Ansichten. (Sei kritisch, interpretiere wohlwollend und gib Feedback.)
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