Suchmaschinenoptimierung (SEO) kompakt: Von Inhalten bis Verlinkung
Artikel vom 18. Dezember 2006, exklusiv für den Webkrauts-Adventskalender 2006. ISSN 1614-3124, #29. Schwerpunkt: Methodik (RSS-Feed für alle Themen).
Dieser Artikel kann seit April 2008 inhaltlich nicht mehr aktualisiert werden.
Suchmaschinenoptimierung bzw. »Search Engine Optimization« (SEO) ist von kritischer Bedeutung für jedes Informationsangebot, wenn es um Bekanntmachung, Auffindbarkeit und letztlich gesteigerten Traffic, also Seitenzugriffe, geht. SEO stellt vor allem für wie auch immer monetarisierte Websites einen erheblichen – wenn nicht gar den – Wirtschaftsfaktor dar.
Dieser Artikel propagiert pragmatische SEO und benennt in »kompakter« Form die wichtigsten und am wenigsten umstrittenen Techniken zur Suchmaschinenoptimierung, wie sie als gutes Vorgehen angesehen werden.
Interessierte finden mehr Informationen zum SEO-Komplement SEM (Suchmaschinenmarketing) bei Wikipedia, natürlich auch auf Englisch.
Inhalt
Positive Faktoren
Nützliche Inhalte
Die offensichtlichste, wichtigste und doch auch mal vergessene Optimierungsmaßnahme: Hochwertige, nützliche, wertvolle Inhalte und Dienste, sofern nicht etwas außergewöhnlich »Künstlerisches« veröffentlicht wird. Keiner sucht etwas, das nicht benötigt wird, und Suchmaschinen lassen ungerne etwas finden, das nicht benötigt wird. Sergey Brin und Lawrence Page wiesen bei ihrer Vorstellung von Google (1998) besonders auf Qualität und Relevanz hin:
[…]we want our notion of “relevant” to only include the very best documents since there may be tens of thousands of slightly relevant documents.
Hinterfragen, optimieren, warten Sie also Ihr Angebot. Machen Sie es hochwertig.
Schlüsselwörter in Inhalten
Ähnlich naheliegend, aber auf den zweiten Blick nicht ganz so trivial, ist, dass Dokumente auch die Begriffe beinhalten sollten, zu denen sie gefunden werden wollen. Achten Sie auf Schlüsselwörter (Keywords), nicht nur in Domain-Namen, URIs, Seitentiteln, Überschriften, sondern grundsätzlich: Variieren Sie Schreibweisen, verwenden Sie alternative Begriffe, prüfen Sie, wonach Leute suchen, und analysieren Sie die Keyword-Dichte Ihrer Dokumente.
Dedizierter inhaltlicher Schwerpunkt
Analog zum Fokus auf Schlüsselwörter entspricht auch der inhaltliche Schwerpunkt einer Website in gewisser Weise einem Optimierungsfaktor. Websites mit vielen Themen sorgen für »interne Konkurrenz« und weniger Exklusivität des Angebots – mal abgesehen davon, dass es mit zunehmender Themenmenge schwieriger wird, hohe Qualität zu erzielen, sofern nicht entsprechend mehr Mittel zur Verfügung stehen. Konzentration auf abgrenzbare Themengebiete, in die man Kompetenz einbringt, zahlt sich eher aus.
Übrigens: Ein gutes Beispiel dafür sind die vielen Spezialseiten, die relevanter als Wikipedia eingestuft werden – wie aktuell bei der (englischen) Google-Suche nach »CSS«.
Angemessene Seitentitel
Wie in Bezug auf Schlüsselwörter in Inhalten bereits angesprochen: Legen Sie Wert auf aussagekräftige Seitentitel (title
-Element, nicht -Tag).
Seitentitel:
- sind das erste, das ein Benutzer beim Laden einer Seite sieht;
- erscheinen prominent in Suchmaschinenergebnissen (SERP);
- wird von Suchmaschinen besonderes Gewicht beigemessen.
Durchgängige interne Verlinkung
Auch die interne Verlinkung stellt einen Aspekt von SEO dar. Die Wichtigkeit eines Dokuments lässt sich mitunter durch die angebotsinterne Linkanzahl und -architektur ableiten: Eine durchgängig verlinkte Seite gilt als relevanter als wenig oder sogar gar nicht referenzierte, »vergrabene« Seiten. Bei gleichzeitigem Fokus auf die entsprechenden Linktexte sollten Sie sicherstellen, dass die interne Verlinkung stimmig ist.
Relevante externe Links
Externe Links stellen beinahe den wichtigsten SEO-Faktor dar: Ohne Links von anderen Websites ist Ihr Angebot quasi nicht existent, und wenn andere Seiten auf Ihr Angebot verlinken, ist weniger ihre schiere Zahl (messbare Linkpopularität) als vielmehr deren Relevanz entscheidend. Auch wenn die Algorithmen, nach denen Suchmaschinen externe Links in die Bewertung eines Dokuments einfließen lassen, nicht genau bekannt sind, ist unstrittig, dass diese deutlichen Einfluss auf die Popularität haben.
Warum steht dieser Punkt erst hier und nicht am Anfang des Artikels? Weil die beste SEO-Maßnahme aus einem qualitativ hochwertigen Angebot besteht, nicht aus unzähligen externen Links, die auf zusammengeschustertes Irgendwas verweisen.
Um mehr sowie relevante externe Links zu erhalten, sollte man gemeinhin nicht Links einkaufen, in großem Stil tauschen (vor allem in schlechter Nachbarschaft) oder gar Linkfarmen errichten. Diese Punkte mögen mitunter zwar legitim sein oder vorkommen (mit der eigenen Seite will man ja tun und lassen können, was man will), bergen aber die Gefahr, von Suchmaschinen durch niedrigere Einstufung oder gar Entfernen aus dem Index bestraft zu werden.
Vielmehr sollten Sie für Ihre durch ihren Nutzen nahezu und idealerweise »selbst vermarktende« Website eine durchdachte Linkstrategie verfolgen. Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, finden Sie weitere wertvolle Informationen unter anderem im »Linking Matters«-Bericht (mittlerweile kostenpflichtig).
Aussagekräftige Texte von externen Links
Um den Inhalt einer Website zu ermitteln, werden nicht nur die Texte eines Angebots, sondern auch die Texte interner sowie der auf das Angebot verweisenden Links (zu wenn auch unklarem und variierendem Grad) einbezogen. Wenn viele Links mit themenbezogenem Text auf ein Dokument verweisen, wird dieses für ebenso themenbezogene Suchbegriffe mit hoher Wahrscheinlichkeit als relevanter bewertet und entsprechend höher in Suchergebnissen platziert werden (ein Grund mehr, warum »hier klicken«-Links Mist sind). Texte externer Links sind wichtig, und »ethische« Gelegenheiten, diese zu beeinflussen, sollten genutzt werden.
Höheres Alter des Angebots
Zu guter Letzt gilt (wenn auch nicht unumstritten) auch das Alter eines Informationsangebots und ebenso das darauf verweisender Links als positiver, wenngleich nur »natürlich« zu beeinflussender Faktor: »Je älter, desto besser.«
Negative Faktoren
Ausschluss von Suchmaschinen
Ganz logisch: Suchmaschinen aussperren bedeutet, nicht gefunden zu werden. Das »Aussperren« kann auf viele Arten erfolgen, unerheblich, ob nun beabsichtigt, da der Ausschluss von Suchmaschinen durchaus gewünscht und sinnvoll sein kann, oder versehentlich, wie unter anderem durch:
- Nicht (mehr) vorhandene oder zugängliche Dokumente (404 und Co.);
- Einsatz nicht oder schwer indizierbarer Multimedia-Inhalte ohne Fallback, von Audio bis Video (Barrierefreiheit?);
- Einschränkungen durch robots.txt;
- Einsatz von bestimmten URL-Weiterleitungen;
- Einschränkungen durch
noindex
undnofollow
.
Seitenbetreiber sollten sicherstellen, dass Inhalte nicht versehentlich von der Erfassung durch Suchmaschinen ausgeschlossen werden. Wenn ganze Websites oder Bereiche einer solchen wirklich nicht berücksichtigt werden sollen, empfiehlt sich der Einsatz der robots.txt, deren Syntax und Auswirkungen man leicht überprüfen kann.
Links in »schlechter Nachbarschaft«
Zwar ist der exakte Einfluss dieses Punkts nicht ganz klar und somit auch nicht unumstritten, doch Links zu Dokumenten »niedriger Qualität« und vor allem solchen, die gegen Richtlinien der Suchmaschinenbetreiber verstoßen – was üblicherweise auch Verstöße gegen geltendes Recht einbezieht – können negativen Einfluss auf Bewertung und Platzierung haben, im schlimmsten Fall in Form von Sperre und Ausschluss aus dem jeweiligen Index. Wer macht das schon (absichtlich), aber: Vermeiden Sie Links zu illegalen und unseriösen Angeboten.
Keyword Spamming
Das Ausstaffieren und Überborden von Dokumenten mit Schlüsselwörtern kann das Ranking negativ beeinflussen. Dazu gehört vor allem der Missbrauch des keyword
-meta
-Elements: Wenn Sie es benutzen, benutzen Sie es richtig und benennen Sie nur die tatsächlichen Schlüsselwörter, nicht 19 alternative Schreibweisen, 13 themenferne Begriffe und 21 andere tolle Schlagwörter.
Link Spamming
Vermeiden Sie »Link Spamming«:
- Automatisierte Einträge und Kommentare in Verzeichnissen, Blogs oder Gästebüchern;
- übertriebene reziproke (gegenseitige) Verlinkung;
- themenfremde Links;
- anormale Link-Text-Verhältnisse.
Schlussbemerkung
Wie eingangs und auch zwischenzeitlich bemerkt besteht der Schlüssel zu hoher Relevanz für Suchmaschinen in hoher Relevanz und hoher Qualität der Inhalte und Leistungen. Alle anderen Maßnahmen zur Optimierung sind gut und nützlich, aber in diesem Sinne nachrangig. Setzen Sie auf »weiße SEO« und planen Sie Ihre Suchmaschinenstrategie langfristig. Behalten Sie im Hinterkopf, dass alle genannten Punkte, ob negativ oder positiv, sich nicht unbedingt (sofort) entsprechend manifestieren müssen; ebenso, wie Sie nicht sofort 57 Millionen tägliche Zugriffe auf Ihren neuen fantastischen »Social Bookmarking«-Service erhalten werden (zusammen mit einem 10er PageRank), fliegen Sie bei der ersten umfangreichen Linkliste nicht gleich aus dem Yahoo- – oder einem anderen Index.
- Ranking-Faktoren im Detail;
- Google: Anatomie einer Suchmaschine;
- Google: PageRank-Aktualisierungen;
- Visualisierung eines Indizierungsexperiments;
- SEO-Analyse-Werkzeuge.
Über mich
Ich bin Jens (lang: Jens Oliver Meiert), und ich bin ein Frontend-Engineering-Leiter und technischer Autor/Verleger. Ich habe als technischer Leiter für Firmen wie Google und als Engineering Manager für Firmen wie Miro gearbeitet, bin Mitwirkender an verschiedenen Webstandards und schreibe und prüfe Fachbücher für O’Reilly und Frontend Dogma.
Ich experimentiere gerne, nicht nur in der Webentwicklung (und im Engineering Management), sondern auch in anderen Bereichen wie der Philosophie. Hier auf meiert.com teile ich einige meiner Erfahrungen und Ansichten. (Bitte sei kritisch, interpretiere wohlwollend und gib Feedback.)
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